Zur Diskussion um die Bischofsrede am Neujahrsempfang der Stadt Würzburg erklärt die Sprecherin des Arbeitskreis Christinnen und Christen in der SPD Würzburg Lore Koerber-Becker:
Es mag Tradition sein, dass der Bischof am Neujahrsempfang spricht. Aber eine Tradition ist kein Abo und erst recht kein verbrieftes Recht. Es ist ein mutiger Schritt der Stadt, aber er ist nötig, wenn die Stadt den Anspruch hat, alle Bürgerinnen und Bürger zu vertreten.
In der Tat leben in Würzburg viele KatholikInnen. Aber es leben auch ProtestantInnen, JüdInnen, Muslime und ebenso Menschen ohne religiöses Bekenntnis (um nur die großen Gruppen zu nennen) – religiöse Vielfalt prägt immer mehr unsere Stadt.
Welchen Eindruck macht das, wenn an so prominenter Stelle nur eine Religionsgemeinschaft zu Wort kommt? Und das über lange Jahre? Glaube ist vielfältig und vielschichtig. Gottes Beistand für politisch verantwortliches Handeln ist in unseren Augen notwendig. Aber das äußert sich in dem Handeln jedes und jeder Einzelnen und manifestiert sich nicht in Reden von Vertreterinnen und Vertretern von Religionsgemeinschaften.
Würzburg ist eine offene Stadt und soll es auch bleiben. Die Stadtpolitik muss geprägt sein von Solidarität und Nächstenliebe – wichtig ist, dass alle BürgerInnen sich von den MandatsträgerInnen vertreten fühlen. Und das geht dann, wenn die führenden Personen, allen voran der OB, sich religiös neutral verhalten und offen auf alle zugehen. Insofern war es höchste Zeit, diese Tradition zu verändern und gerade am Neujahrsempfang auch andere Gruppen zu Wort kommen zu lassen.