Martina Fehlner: Entscheidung muss in der Region, nicht in München fallen
Der Vorstoß von CSU-Umweltministerin Scharf, den Spessart als möglichen Standort für einen dritten Nationalpark in Bayern ins Gespräch zu bringen, kam überraschend. Bei einem Fachinformationsgespräch mit den Bürgermeistern aus dem Hochspessart, Vertretern des Naturschutzes, der Forstbehörden sowie von Verbänden und Vereinen zeigte sich, dass sich die Beteiligten von der Initiative aus dem Bayerischen Umweltministerium überfahren fühlen. Die Aschaffenburger Landtagsabgeordnete Martina Fehlner hatte gemeinsam mit ihrem Kollegen Georg Rosenthal zu diesem Meinungsaustausch nach Rothenbuch eingeladen.
„Uns ist vor allem der Dialog mit den direkt Betroffenen vor Ort wichtig. Die Debatte kann nur unter Einbeziehung der Bevölkerung und aller Beteiligten geführt werden. Daher werden wir uns in den kommenden Wochen weiter über alle eventuellen Vor- und Nachteile eines Nationalparks im Spessart umfassend informieren“, machte Martina Fehlner deutlich. Auch Georg Rosenthal kritisierte die Vorgehensweise der Staatsregierung und verweis auf den hohen noch bestehenden Informationsbedarf. Es sei weder bekannt, wie groß ein Nationalpark sein könnte, welche Auswirkungener auf die Menschen habe und wo genau er sich befinden soll. „So macht man das nicht, das ist schlechter politischer Stil.“ Rosenthal warnte jedoch davor, voreilig die Bedenken in den Vordergrund zu stellen und die möglichen Chancen zu übersehen.
Derzeit sind in Deutschland gerade einmal 0,6 Prozent der Landesfläche als Nationalparks ausgewiesen, die Bundesrepublik hat sich im Bundesnaturschutzgesetz jedoch zu zwei Prozent verpflichtet. Grundsätzlich halten die Abgeordneten einen dritten Nationalpark in Bayern daher für durchaus wünschenswert: „Ein weiterer Nationalpark in Bayern würde nicht nur die Bewahrung der Biodiversität unterstützen, sondern auch die Wirtschaft, insbesondere im Bereich des Tourismus, stärken, wie die Beispiele Berchtesgaden und Bayerischer Wald zeigen“, so Rosenthal. Die Staatsregierung selbst hatte Rhön und Spessart als potenzielle Gebiete für einen dritten Nationalpark ins Spiel gebracht und den von der SPD bislang favorisierten Steigerwald von vornherein ausgeschlossen.
Auch Martina Fehlner, tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, sieht positive Aspekte für einen möglichen Nationalparks im Spessart: „Wir brauchen aber verlässliche Fakten und Argumente, um dann sachlich beurteilen und abwägen zu können. Und wir müssen am Ende ohne Hektik und ohne Eile eine möglichst optimale Lösung finden, um den Wald als außerordentlich wichtige Ressource für die Menschen auf lange Zeit auf einem ökologisch hohen Niveau zu erhalten und als unverzichtbaren Naherholungsraum zu sichern.“
Fehlner und Rosenthal treten darum gemeinsam dafür ein, die Möglichkeit eines Nationalparks im Spessart sorgfältig und ergebnisoffen zu prüfen, die Widerstände und Bedenken in den Blick zu nehmen und vor allem die Entscheidung gemeinsam mit den Menschen in der Region zu fällen. „Die Bürger stellen sich völlig berechtigt Fragen und wollen nun natürlich wissen, was ein Nationalpark für sie und ihren Wald bedeutet“, so Fehlner. An einer Lagerbildung und der Errichtung unüberwindbarer Hürden, wie es im Steigerwald geschehen sei, könne niemandem gelegen sein. Die beiden SPD-Politiker planen nun, die Staatsregierung und die zuständigen Ministerien nach den fachlichen Grundlagen eines Nationalparks im Spessart zu befragen und zu verbindlichen Aussagen zu bewegen.