Seit zwei Jahren gibt es das Hospizhaus des Juliusspitals in der Würburger Sanderau. Jetzt stattete die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokraten in den Gesundheitsberufen zusammen mit der Bundestagsabgeordneten und Ärztin Sabine Dittmar (SPD) der Einrichtung, die Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleitet, einen Besuch ab.
Wer das Haus betritt, dem fallen gleich die vielen Papierkraniche auf, die von der Decke hängen oder in den Zimmern als Mobile aufgestellt sind. „Der Kranich ist für uns das Symbol der Achtsamkeit“, sagt Leiterin Sybilla Baumann. Sie führt die Gruppe durch das ganze Haus und erläutert die Arbeitsweise.
Oberstes Ziel, sei es, den Gästen (so nennt sie ihre Patienten) nach dem lateinischen Begriff „hospes“ (Gast), den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Obwohl das Haus meist ein Ort des Sterbens sei, würde auch viel gelacht, so Baumann. Oberste Priorität habe der Gastwille und nicht das, was die Angehörigen wünschten, erläutert sie weiter. Dies führe manchmal zu Konflikten in dem 10 Betten-Haus. Aber mit viel gutem Willen ließe sich immer eine Lösung finden. „Ich versuche alles möglich zu machen, was geht“, sagt Baumann und erzählt eine Anekdote, in der ein todkranker Mann in seinen letzten Stunden noch einmal lächelte. Im Pflegebad liegend betrachtete er den künstlichen Sternenhimmel, trank ein Glas Sekt und hörte Tanzmusik. Er versank vollkommen in seinen Erinnerungen und war glücklich.
Durchschnittlich würden wöchentlich drei bis vier Betten neu belegt, es gebe aber auch Gäste die länger im Haus bleiben. Sehr wichtig sei dem gesamten Team die Angehörigen mit in die Arbeit einzubeziehen. „Unsere Arbeit hört mit dem Tod nicht auf, wir begleiten die Angehörigen, die das möchten, auch noch danach“, sagt Baumann. Dieses Angebot werde nicht von allen angenommen, aber die, die kommen, seien sehr dankbar.
Oberpflegeamtsdirektor Walter Herberth erläuterte die Motivation für den Bau des Hospiz-Hauses. „Unser Stiftungsauftrag von Julius Echter lautet den Mangel der Zeit zu erkennen und zu bekämpfen“. Neben dem normalen Krankenhausbetrieb unterhalte das Juliusspital auch zwei Palliativ-Stationen mit insgesamt 15 Betten und widme sich so dem Willen des Stifters in vollem Umfang.
Sabine Dittmar war als Gesundheitsexpertin voll des Lobes über die Arbeit im Hospiz und erläuterte, dass man im Bundestag derzeit über die Reform der Krankenhausfinanzierung berate und dabei seien Informationen aus erster Hand sehr wertvoll. Besonders fiel ihr ins Auge, dass das Haus mitten in der Stadt liege, die Patienten also nicht abgeschoben würden. Dies bestätigte Baumann und hob das gute Verhältnis zu den Nachbarn hervor, die sich teilweise sogar in die Arbeit des Hauses einbringen würden. Herberth hofft, dass das neue Gesetz endlich Verbesserungen bringt und eine Anerkennung der geleisteten Arbeit. Der derzeitige Verteilschlüssel, nach dem auf 500.000 Einwohner nur ein Hospiz-Platz komme, gehe am Bedarf vorbei. Er könne sich mit der geplanten Regelung der Kostenübernahme von 95% durch die Krankenkassen anfreunden, wenn die Krankenkassen nicht mehr an der Bemessung, was übernahmefähig sei oder nicht, drehen könnten. Dittmar bestätigte genau solche Gesichtspunkte in das neue Gesetz aufnehmen zu wollen.
Auch der Stellenschlüssel müsse überarbeitet werden, es gebe sehr viel Arbeit, die nicht direkt am Patienten stattfinde, wie Vorgespräche , Sichtungen der Anträge auf Aufnahme oder eben die Nachbetreuung. „Dies kann ich meinen Fachkräften nicht zusätzlich aufbürden, das muss ich selber machen“, sagt Sybilla Baumann.
Die Fachleute aus der SPD waren von dem Haus sehr angetan, das sehr viel Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt und so ein Gefühl von Heimat vermittelt.