Deutlich mehr Plätze für physisch und psychisch misshandelte Frauen sowie eine nachhaltig verbesserte und vor allem gesicherte Finanzierung von Frauenhäusern – diese zentralen Forderungen will die AsF (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen) in Unterfranken mit ihrer Bayern weiten Kampagne „Let’s face it – Sieh der Wahrheit ins Gesicht durchsetzen. Startschuss war jetzt mit einer Pressekonferenz, zu der die Vorsitzende Ursula Kirmeier (Schweinfurt), unterstützt von Mandatsträgerinnen, eingeladen hatte.
Lediglich vier Frauenhäuser mit 34 Plätzen bei 1,3 Mio. EinwohnerInnen gibt es in Unterfranken - das sind viel zu wenig, kritisiert Ursula Kirmeier, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) Unterfranken. 2013 mussten mehr als 470 Frauen ab- oder weiterverwiesen werden, so Kirmeier. Dabei nehmen nur ca. 3% aller betroffenen Frauen Kontakt zum Frauenhaus oder einer Einrichtung für Opferschutz auf.
Kerstin Westphal, die unterfränkische SPD Europaabgeordnete, weist darauf hin, dass laut einer EU-Empfehlung pro 7.500 EinwohnerInnen ein Frauenhausplatz zur Verfügung stehen soll. Sie unterstützt nachdrücklich die AsF Kampagne. Nur dann kann eine zentrale Forderung der SPD Frauen – Rechtsanspruch auf einen Frauenhausplatz – auch durchgesetzt werden, so Westphal. Auch die SPD Fraktion im Bayerischen Landtag steht hinter dieser Forderung. Die Aschaffenburger Landtagsabgeordnete Martina Fehlner hat bereits im Juli zusammen mit der Fraktion einen Antrag im Bayerischen Landtag eingebracht, das „Gesamtkonzept der Frauenhäuser und Notrufe in Bayern“ endlich dem tatsächlichen Bedarf anzupassen.
Zudem ist die Finanzierung der Frauenhäuser völlig unzureichend, stellt Doris Aschenbrenner fest. Gerade mal 930.000€ gibt das wirtschaftlich starke Bayern für die Zufluchtsorte für physisch und psychisch misshandelte Frauen aus. Die Kommunen finanzieren einen Teil der Kosten mit, aber streng genommen gehört das zu den freiwilligen Leistungen: „Hilfe nach Kassenlage ist aber völlig unakzeptabel“ kritisiert Doris Aschenbrenner.
Auch die Kommunen will die AsF in die Verantwortung nehmen: „Deshalb starten wir die Kampagne gerade jetzt, kurz vor den Haushaltsberatungen“ betont Ursula Kirmeier. Schutz vor Gewalt ist keine Privatsache! Frauenhäuser müssen verlässlich und ausreichend finanziert werden.
In Würzburg wird sich SPD Stadträtin Lore Koerber-Becker dafür stark machen, dass die Stadt zusätzliche Gelder für die beiden Frauenhäuser zur Verfügung stellt.
Im Rahmen der Kampagne zeigt die AsF am 9. November 2014 um 11 Uhr im Central Kino Würzburg den preisgekrönten Film „Die Frau des Polizisten“, der sich mit dem Thema häusliche Gewalt auseinandersetzt. Im Anschluss besteht Gelegenheit, mit Mitarbeiterinnen der Würzburger Frauenhäuser zu diskutieren. Wer die Frauenhäuser unterstützen will, kann sich auch in eine Unterschriftenliste eintragen, die im März der Ministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration überreicht werden. Unterfrankenweit wird in den nächsten Wochen auch bei Straßen-Aktionen für Unterstützungsunterschriften geworben.