"Wahlfreiheit vor allem im ländlichen Raum keine Option“
Das seinerzeit überstürzt eingeführte achtjährige Gymnasium sei unleugbar gescheitert, die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium eine Notwendigkeit.
Davon ist die SPD-Landtagsabgeordnete Kathi Petersen (Schweinfurt) überzeugt. „In zahlreichen Gesprächen mit Lehrern, Eltern und Schülern haben wir große Unzufriedenheit mit dem aktuellen System festgestellt: das G8 lässt den Kindern nicht die Zeit, die sie brauchen, um sich zu Persönlichkeiten zu entwickeln. Freizeitaktivitäten, wie Instrumentalunterricht oder Sport, fallen fast völlig weg – vom Ehrenamt ganz zu schweigen“, so Petersen, die auch Mitglied im Bildungsausschuss ist. Grundsätzlich steige beim G8 der Leistungsdruck massiv. Daran habe auch die sogenannte „Lehrplanentrümpelung“ nichts geändert.
Es könne jetzt aber nicht darum gehen, einfach das alte G9 wieder einzuführen. „Wir brauchen ein moderneres G9, dass den Kindern mehr Zeit zum Lernen – vor allem in den Kernfächern -, und für individuelle Förderung gibt. Dies beinhaltet natürlich auch auf eine bessere Vorbereitung auf das Studium“, erläutert die SPD-Politikerin.
Das zu diesem Thema geplante Volksbegehren der Freien Wähler lehnt die SPD-Landtagsfraktion jedoch ab: „Nach dem Willen der FW entscheidet das jeweilige Schulforum über die Dauer des Gymnasiums. Damit wären sowohl G8 als auch G9 grundsätzlich möglich, unabhängig davon, ob es sich um eine Ganztagsschule handelt und auch unabhängig von inhaltlichen Veränderungen“, so Petersen. In der Umsetzung erwarteten alle Schulexperten große Schwierigkeiten, zumal in ländlichen Gebieten mit ohnehin kleineren Gymnasien. „Die Wahlfreiheit ist vor allem im ländlichen Raum keine Option“. Zudem habe die Erfahrung gezeigt, dass in Bundesländern mit Wahlfreiheit der Trend eindeutig zum G9 gehe.
Für besonders begabte Schüler solle es trotzdem weiterhin die Möglichkeit geben, schneller zum Abitur zu kommen. Dies könne durch das „begleitete Überspringen“ geschehen. Von zentraler Bedeutung sei jedoch, dass diese Reform unter Einbeziehung aller Beteiligter sowie aller Landtagsfraktionen und in einem möglichst breiten Konsens durchgeführt werde, so Petersen.