Landkreis Main Spessart und Landkreis Rhön-Grabfeld Null-Komma-Null Prozent!
Intensiv beschäftigte sich der Bezirksvorstand der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildungsfragen, AfB, mit der Situation der Ganztagsschulen in Unterfranken. Nach den Zahlen des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (Schuljahr 2012/13) sind die Ausbauquoten der Ganztagsschulen an den Grundschulen verheerend. „ Mit 6,5 Prozent gebundenen Ganztagsklassen an Grundschulen ist Unterfranken zwar immerhin noch Spitzenreiter in Bayern allerdings sind die Unterschiede in den Städten und Landkreisen in Unterfranken gravierend“, beklagt die AfB-Bezirksvorsitzende und ehemalige Landtagsabgeordnete Karin Pranghofer (Aschaffenburg). Der Landkreis Main Spessart und der Landkreis Rhön-Grabfeld haben, so die Daten, keine einzige echte Ganztagsklasse. „Mit Null-Komma-Null Prozent ist der Landkreis Main-Spessart und der Landkreis Rhön-Grabfeld damit das Schlusslicht der unterfränkischen Grundschulen“, stellt MdL Kathi Petersen (Schweinfurt) fest, die im Landtag im entsprechenden Ausschuss tätig ist.
Die AfB im Bezirk Unterfranken sieht hier ein deutliches Defizit für die Bildung – insbesondere in den beiden Landkreisen – und will deshalb den Ursachen weiter auf den Grund gehen.
Es liegt die Vermutung nahe, dass in Main-Spessart, wie auch in Rhön-Grabfeld, extrem viele Grundschulen sind, die nur noch einzügig unterrichten und dort deshalb nach geltender Rechtslage eine gebundene Ganztagsklasse nicht eingerichtet werden darf. „Die Zweizügigkeit einer Klassenstufe ist derzeit Voraussetzung für die Genehmigung eines Ganztagsunterrichts. Das muss sich ändern“, fordert Thomas Rütten (Ochsenfurt), Beisitzer im AfB-Bezirksvorstand, der gebundene Ganztagsklassen in allen Jahrgangsstufen der Grundschule seiner Heimatstadt kennt. Die AfB der SPD in Unterfranken erkennt im Ganztagsangebot an zahlreichen unterfränkischen Grundschulen ein reparaturbedürftiges Flickwerk aus Mittagsbetreuung, verlängerter Mittagsbetreuung und Horten. Zwar werden 17,2 Prozent der Schülerinnen und Schüler an Grundschulen in Unterfranken am Nachmittag von Eltern oder ehrenamtlichen Helfern betreut. „Das ist aber nicht die Art von Ganztagsschule, die wir wollen und auch das Gegenteil der Empfehlung von Experten!", so die AfB-Vorsitzende Pranghofer . „Jede Schülerin und jeder Schüler in Bayern sollte eine richtige Ganztagsschule besuchen können.“ Zahlreiche Studien – zuletzt das Gutachten des Aktionsrats Bildung aus dem Jahr 2013 bestätigen: „Gebundene Ganztagsschulen erbringen nachweisbar bessere Bildungserfolge für die Kinder und können den Bedürfnissen der Eltern auf Vereinbarung von Beruf und Familie besser gerecht werden.“
Hinzu kommt die völlige Ungleichbehandlung der Eltern an der Beteiligung der Kosten für die Ganztagsschule. Während das Ganztagsangebot für den Gymnasialschüler, Realschüler oder Mittelschulschüler kostenfrei ist und von den Eltern nur das Mittagessen bezahlt werden muss, zahlen Grundschuleltern die Kosten für die Mittagsbetreuung oder die erweiterte Mittagsbetreuung selbst. „Nur die gebundene Ganztagsgrundschule ist kostenfrei. Warum die Grundschulen im Landkreis Main-Spessart und Rhön-Grabfeld den Eltern und Schülern ein nachweislich besseres Ganztagsangebot völlig vorenthalten, muss geklärt werden“, stellt der stellvertretende Bezirksvorsitzende der AfB, Bernd Moser (Kitzingen) fest. Die AfB-Vorstandsmitglieder Peter Vormwald (Lohr a. Main, Main-Spessart) und Matthias Kihn (Mellrichstadt, Rhön-Grabfeld) wollen diesen Tatsachen in den zwei Landkreisen auf den Grund gehen. In einem Informationsbrief an die Kommunalpolitiker will die Arbeitsgemeinschaft für Bildung für „echte“ Ganztagsschulen an Grundschulen werben und in einer Elternkonferenz der Grundschuleltern, insbesondere in den verwaisten Landkreisen, über die Vorteile der Ganztagschule informieren .
Hier die Zahlen der Staatsregierung