„Wir sind für die Menschen da, nicht fürs Geld“

Gemeinsame Positionen zu den Themen Pflege und Integration teilen die unterfränkische SPD und die Evangelische Kirche und Diakonie (Bild: Melanie Tietze)

27. April 2018

SPD-Vorstand Unterfranken trifft Vertreter der Evangelischen Kirche und Diakonie

„Die Pflege in Deutschland muss mehr Personal bekommen“, stellte der SPD-Bezirksvorsitzende Bernd Rützel im Gespräch des SPD-Bezirksvorstandes Unterfranken mit Dekanen der evangelischen Kirche aus Würzburg, Schweinfurt und Bad Neustadt sowie Vertretern des Diakonischen Werkes fest. „Die Pflegeheime sind schon seit Jahren stark überlastet, was sowohl Auswirkungen auf die Beschäftigten als auch die Qualität der Betreuung hat.“ Gesundheit sei eines der großen Zukunftsthemen. Leider werde es auch immer mehr zur Profitmaximierung zulasten der Betroffenen und Beschäftigten genutzt. „Aus diesem Grund sind gemeinnützige Träger, wie die Evangelische Kirche, die sich am Wohl jedes einzelnen Menschen und nicht am Profit orientieren, so wichtig für unsere Gesellschaft“, so Rützel.

Die evangelischen Dekanate Unterfrankens hatten auf Initiative des stellvertretenden Bezirksvorsitzenden, Harald Schneider, zum Gespräch in der Kirche St. Johannis in Karlstadt eingeladen, wo die Gäste der SPD von Hausherr Pfarrer Matthias Hörning herzlich begrüßt wurden. Bei den diskutierten Themen, wie Pflege oder Kinderbetreuung, stellten die Teilnehmenden, darunter die SPD-Landtagsabgeordneten Georg Rosenthal, Martina Fehlner und Kathi Petersen, viele gemeinsame Ziele von SPD und evangelischer Kirche fest. „Zentral ist, dass wir gemeinsam dafür arbeiten, dass es den Menschen besser geht, die nicht im Licht stehen“, so Edda Weise, Dekanin von Würzburg.

Jochen Keßler-Rosa (Vorstand des Diakonischen Werkes Schweinfurt e.V.), Florian Kühling (Geschäftsführer des Kita-Zweckverbands des Dekanats Würzburg) und Jürgen Keller (Stellv. Leiter der Evang. Kinder-, Jugend- und Familienhilfe des DW Würzburg e.V.) beschrieben als Praktiker anschaulich die Probleme, die gerade in sozialen Berufen drängend sind: Oftmals sind die Arbeitsbedingungen nicht sonderlich attraktiv, weshalb es an Nachwuchs mangelt. Daraus folgend hat sich im Pflegebereich ein regelrechter Wettbewerb um qualifiziertes Personal entwickelt. Auch die Kinderbetreuung ist davon betroffen. In Deutschland fehlen aktuell etwa 100.000 Erzieherinnen und Erzieher.

„Die Beschäftigten wollen neben einer besseren Bezahlung insbesondere mehr Kolleginnen und Kollegen“, so der einhellige Tenor, der bei den SPD-Politikern auf Verständnis traf: „Wichtig ist, dass Überstunden nicht zur Regel werden, eine Grippewelle oder ähnliches kein Chaos verursacht und ein guter Ausgleich für den anstrengenden Job gegeben ist.“ Deshalb haben sich Diakonie und Kirche in ihren Kitas bereits zu einem höheren Betreuungsschlüssel, als dem gesetzlich vorgegebenen, verpflichtet. Arbeits- und Sozialexperte Rützel betonte, dass ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag wichtig und ein Garant dafür sei, dass es aufgrund gleicher Löhne nicht zum Dumpingwettbewerb komme.

Auch beim Thema Integration herrschte Einigkeit: Während die Diakonie beispielsweise schon gute Erfahrungen mit der Beschäftigung von Flüchtlingen in der Pflege gemacht habe, stehe das Thema Integration bei der Bayerischen Staatsregierung leider immer noch nicht hoch im Kurs. Der SPD-Landtagsabgeordnete Georg Rosenthal erklärte dazu: „An dieser Stelle müssen wir gemeinsam kämpfen. Auch um die dringend benötigten neuen Fachkräfte im sozialen Bereich zu generieren. Hier nimmt die Diakonie bereits eine Vorbildfunktion ein“.

Der Gesprächstermin in Karlstadt habe gezeigt, dass SPD und evangelische Kirche in Unterfranken gemeinsame Werte teilen. Auch in Zukunft wolle man sich in den besprochenen Bereichen austauschen. „Wir sind für die Menschen da, nicht fürs Geld“, so Jürgen Keller abschließend.

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