Werkverträge werden missbraucht

03. August 2012

Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) traf sich vor der Sommerpause im Naturfreundehaus mit dem 1. Bevollmächtigten der IG Metall Schweinfurt, Peter Kippes. Auf dem zweistündigen Treffen standen die Themen Leih- und Zeitarbeit, die mittlerweile von dem Großteil der Bevölkerung abgelehnt werden aber auch das komplexe und schwierige Thema Werkverträge.

Im Grunde sind Werkverträge sinnvoll, weil nicht jeder Betrieb einen eigenen Schornsteinfeger, Koch oder Reinigungsdienst einstellen kann, so der AfA-Vorsitzender Bernd Rützel. Allerdings haben Unternehmen mittlerweile ganze Teile der Produktion, ja sogar der Entwicklung über Werkverträge outgesourct, so der IG Metall Chef Peter Kippes.

Die stellvertretende Vorsitzende Marietta Eder (Schweinfurt) erläuterte dies am Beispiel von Audi Ingolstadt wo von 60000 Beschäftigen 10000 Menschen über Werkverträge ihr Brot verdienen. Oftmals geben die Auftragnehmer das Gewerk an bis zu sieben Subunternehmer weiter. Kein Mensch kann dann mehr nachvollziehen, wer neben einem am Schraubstock oder Band arbeitet, ob er morgen noch da ist und was er verdient. Die AfA ist besorgt über die jüngste Entwicklung der Werkverträge. Wenn das so weitergeht, dann gliedern hoch profitable Unternehmen immer mehr Gewerke über Werkverträge aus. Den Zuschlag erhält der wirtschaftlich günstigste, der wohl mit Lohndumping und Missachtung von Schutzbestimmungen kalkuliert hat. Das Ergebnis ist, dass diese Beschäftigen dann zum Aufstocken aufs Amt gehen und die Kassiererin beim Aldi oder die Bäckereifachverkäuferin mit Ihren Steuern diese Werkverträgler unterstützt. Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal, dem sich die Manager in den Chefetagen nicht bewusst sind oder aber bewusst instrumentalisieren. Dem muss die Politik durch Einführung von Mindestlöhnen, weil dann die schlimmsten Formen der Ausbeutung unterbunden werden und durch Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge, weil dadurch die Anreize für Lohndumping sinken, entgegentreten. Dieser Abend habe gezeigt, dass Gewerkschaften und SPD zwar jeweils ihre eigene Rolle haben, allerdings auch das gemeinsame Ziel der Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen eng verbindet, so AfA-Vorsitzender Bernd Rützel.

Das Bild zeigt: erste Reihe von links: Marietta Eder, Peter Kippes, Bernd Rützel, Richard Brand
dahinter von links: Freddy Wiebusch, Simone Ennemoser, Hugo Ennemoser, Volker Peter, Gerhard Glaser, Klaus Böwer, Othmar Röhner

Stichwort AfA: Die AfA ist die größte und mitgliederstärkste Arbeitsgemeinschaft in der SPD. Hier engagieren sich politisch interessierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Gewerkschafter, Betriebs- und Personalräte, Jugend- und Auszubildendenvertreter und gewerkschaftliche Vertrauensleute. Ihr gemeinsames Ziel: In und mit der SPD für die Schaffung existenzsichernder und sozial abgesicherter Arbeitsplätze einzutreten, die Errungenschaften unseres gewachsenen Sozialstaates zu sichern und den Herausforderungen in Wirtschaft und Arbeitswelt anzupassen.

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