Martina Fehlner: Die Marktposition der Bauern muss gestärkt werden
Die Aschaffenburger Landtagsabgeordnete Martina Fehlner hat sich im Rahmen eines „Stallgesprächs“ mit dem Bayerischen Bauernverband Kreisstelle Aschaffenburg für ein Kriseninstrument gegen die niedrigen Milchpreise stark gemacht. Bei einem Rundgang durch den Großwallstädter Sonnenhof konnte sich die SPD-Politikerin ein Bild von der aktuellen Situation der Milchviehbetriebe am bayerischen Untermain machen. Martina Fehlner: "Knapp 27 Cent bekommen die Bauern in Bayern derzeit für einen Liter Milch. Dieser Preis reicht bei weitem nicht aus, um die Betriebskosten für die Milcherzeugung zu decken, wobei die Löhne noch nicht berücksichtigt sind. Die Politik muss jetzt schnell handeln, sonst ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis in Bayern weitere bäuerliche Familienbetriebe aufgeben müssen.“
Der Bayerische Bauernverband Aschaffenburg hatte zu dem „Stallgespräch“ in den Familienbetrieb von Renate und Dieter Schandel eingeladen, mit rund 200 Milchkühen ein mittelgroßer Vorzeige-Milchviehbetrieb der Region. Die Familie hat in den letzten Jahren mit hohem finanziellen Aufwand in einen modernen Freilaufstall investiert, mit viel Tageslicht und guter Luft, in dem sich die Kühe frei bewegen können und von einem vollautomatischen Melkroboter gemolken werden. „Ziel muss es sein, das Tierwohl auf der einen und die Wirtschaftlichkeit auf der anderen Seite in eine gute Balance zu bringen“, so Fehlner.
Der Bauernverband sieht die Existenz der Milchbauern am Untermain weiter kritisch. „Vor 20 Jahren hatten wir noch 130 Milchviehbetriebe, davon sind im Landkreis Miltenberg noch 25 übrig“, so Kreisobmann Josef Schiepeck. Damit ist Unterfranken die viehärmste Region in ganz Bayern. Die Bauern beklagen den Preisverfall der Milch durch die Marktmacht der Discounter, den gestiegenen bürokratischen Aufwand durch neue EU-Verordnungen und den großen Konkurrenzdruck auf dem europäischen Markt.
Martina Fehlner setzt sich in diesem Zusammenhang für eine gesetzliche Vorgabe zur besseren Kennzeichnung regionaler Milchprodukte ein: "Erforderlich ist auch ein Umdenken bei uns Verbrauchern. Der Stellenwert und das Image von regionalen Lebensmitteln müssen wieder steigen. Es sollte für den Verbraucher besser sichtbar sein, woher seine Milch kommt. Dadurch wird bereits beim Einkaufen ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass Milch kein Billigprodukt ist." Da es in der Region keine Molkerei mehr gibt, liefert beispielsweise Bauer Schandel seine Milch unter anderem ins hessische Bad Schwalbach.