Keine Sonntagsrede – Zeit zum Handeln!

05. November 2015

Der ASB Bundesvorsitzende Knut Fleckenstein, MdEP zu Gast in Schweinfurt

Gute Arbeit muss endlich verwirklicht werden, auch in sozialen Berufen, in Wohlfahrtsverbänden und Hilfsorganisationen. Darin waren sich der Bundesvorsitzende des Arbeiter-Samariter-Bundes Knut Fleckenstein, MdEP, die Gastgeber die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (kurz AfA) in Schweinfurt/Kitzingen und Unterfranken und das Publikum einig.

Der Hamburger begeisterte gleich die Gäste. „Ich bin nicht nach Schweinfurt gekommen, um eine Sonntagsrede zu halten. Ich will, dass sich etwas ändert und deshalb brauche ich auch eure Rückmeldungen“, so Knut Fleckenstein zu Beginn seines Beitrags.

Fleckenstein, der vor seiner Wahl ins Europäische Parlament 32 Jahre lang Geschäftsführer des ASBs in Hamburg war stellte die Probleme aus seiner Sicht da. „Es gibt in diesem Bereich einfach zu wenig Stellen. In vielen Branchen erleben wir eine Arbeitsverdichtung. In sozialen Berufen habe sie erschreckende Ausmaße angenommen“, so Fleckenstein. Besonders dramatisch sei dies, weil damit die tägliche Arbeit überhaupt nicht mehr mit dem Bild des Berufes übereinstimmt. „Menschen wollen Erzieherin/ Erzieher werden, weil sie Kinder stark machen wollen. Sie werden Altenpflegerin/Altenpfleger damit Menschen im Alter ihre Würde behalten“, so der SPD-Europaabgeordnete. „Aber statt sich kümmern zu können, müssen sie schnell weiter und versinken in Papierbergen.“ Daher stimmte der ASB Vorsitzende der Forderung der AfA vollkommen zu: es braucht mehr Geld, um zusätzliches Personal beschäftigen zu können. Außerdem müssen teilweise Dokumentationspflichten abgeschafft werden. „Hier hat es einen Wildwuchs gegeben“, so Fleckenstein.

Problematisch sei, dass die Beschäftigten in diesem Berufen kaum adäquate Ansprüche für ihre Alterssicherung aufbauen können. Es seien vor allem Frauen, die in diesen Berufen arbeiten. Meist arbeiten sie in Teilzeit, zum einen um Job und Familien vereinbaren zu können, zum anderen, weil die Berufe so anstrengend sind, dass sie kaum jemand in Vollzeit bewältigen können. „Wir müssen zwei Dinge ändern. Der Verdienst muss steigen und wir müssen – auch als Arbeitgeber – dafür sorgen, dass Job und Familie vereinbar werden“, forderte Knut Fleckenstein. Er berichtete von den Erfahrungen die der ASB Hamburg mit dem KiTa Präventionsmobil gemacht hat: wir waren vor Ort bei den Angestellten, um ihre Bedürfnisse zu erfahren und Lösungen anbieten zu können.

Abschließend stellte Knut Fleckenstein die Bedeutung von Tarifverträge heraus. „Dort wo es Tarifverträge gibt, sind die Bedingungen besser und die Löhne höher. Deshalb brauchen wir sie“, so Fleckenstein. Diese Forderung stieß auf absolute Zustimmung bei allen Kolleginnen und Kollegen.

Die Schweinfurter SPD-Europaabgeordnete Kerstin Westphal erinnerte in ihrem Grußwort an den Wert der Arbeit: erst vor kurzem haben wir den Welttag der menschenwürdigen Arbeit gefeiert. Wir brauchen eine gesell-schaftliche Debatte, was uns Arbeit wert ist. Leider habe man manchmal den Eindruck, dass die Reparatur des Autos etwas kosten dürfe, die Arbeit in sozialen Berufen jedoch nicht. Ihr gehe es um die zentrale Frage, die die SPD seit ihrer Gründung bewege: wie Verteilen wir Wohlstand und Vermögen gerecht, damit die Wirtschaft den Menschen diene.

Der AfA Unterbezirksvorsitzende Markus Hümpfer freute sich bei seiner Begrüßung unter anderem Schweinfurts dritten Bürgermeister Karl-Heinz Kauczok, Vertreterinnen und Vertreter der Wohlfahrtsverbände unter anderem vom ASB und des Roten Kreuzes und den ehemaligen Landtagsabgeordneten Hans-Werner Loew aus Würzburg begrüßen zu können.

Die AfA Unterfrankenvorsitzende Marietta Eder dankte zum Abschluss allen für die spannende Diskussion. „Wir haben die Veranstaltung „Im Blick“ genannt. Wir als AfA haben alle Branchen im Blick und werden gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen für bessere Bedingungen und faire Löhne kämpfen – Gute Arbeit überall“.

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