Informationsbesuch zur Arbeitsmarktsituation und Flüchtlingsintegration

10. November 2016

Martina Fehlner und Bernd Rützel informieren sich beim Jobcenter des Landkreises Aschaffenburg

Die allgemeine Arbeitsmarktsituation im Landkreis Aschaffenburg und die Herausforderungen bei der Integration von Flüchtlingen waren die vorrangigen Themen bei einem gemeinsamen Informationsbesuch der Landtagsabgeordneten Martina Fehlner und des Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel in den neuen Räumlichkeiten des Jobcenters des Landkreises Aschaffenburg.

„Durch die neuen, größeren und moderneren Räume in der Lange Straße in Aschaffenburg ist jetzt ist eine optimale Kundenbetreuung auch durch terminierte Beratungsgespräche gewährleistet“, erläuterte Erwin Heck, Geschäftsführer des Jobcenters Aschaffenburg-Land, die Gründe für den notwendigen Umzug.

Die beiden SPD-Politiker informierten sich vor Ort und sprachen mit Heck und seinen Teamleitern Herbert Knaus (für den Bereich Markt und Integration), André Pistner (für den Bereich Leistung) sowie dem Personalratsvorsitzender Jens Nitschel auch über die Finanz- und Personallage des Jobcenters. So steigerte sich die Mitarbeiterzahl von 36 im Jahr 2005 auf jetzt 74 Mitarbeiter. Allein im letzten Jahr wurden fünf zusätzliche Stellen im Zuge des Flüchtlingszustroms geschaffen. Allerdings wäre eine Entlastung der Mitarbeiter durch weitere Stellen dringend erforderlich, so der Wunsch des Geschäftsführers. Seine Mitarbeiter seien großen Belastungen ausgesetzt. Aktuell berät ein Vermittler durchschnittlich über 250 bis 300 Arbeitssuchende.

Ein weiterer wichtiger Gesprächspunkt war die Integration der Flüchtlinge in den lokalen Arbeitsmarkt. Über 700, zum Großteil aus Syrien, sind im Jobcenter des Landkreises zurzeit gemeldet, viele davon haben den obligatorischen Sprachkurs bereits abgeschlossen. „Die zusätzlichen Mittel der Bundesregierung sind bei uns angekommen, allerdings haben wir oft das Problem, dass die mit uns kooperierenden Bildungsträger keine zusätzlichen Räumlichkeiten oder Sprachlehrer für weitere dringend erforderliche Integrationskurse zur Verfügung haben“, machte Herbert Knaus deutlich. Auch im Jobcenter selbst ist die Sprachbarriere oft eine große Hürde. Aus diesem Grund hospitiere aktuell ein syrischer Flüchtling, der als Sprachvermittler an der Anmeldung und bei Beratungsgesprächen eingreifen kann. Martina Fehlner: „Integration ist der Schlüssel zum erfolgreichen Zusammenleben. Und das Erlernen der deutschen Sprache ist der Schlüssel zu einer zügigen und nachhaltigen Integration!“

Auch über die sogenannte „3+2 Regelung“ diskutierten die beiden Abgeordneten mit den Experten des Jobcenters. In Deutschland ausgebildete Flüchtlinge können nach ihrer dreijährigen Ausbildung für zwei weitere Jahre eine Aufenthaltserlaubnis für eine anschließende Beschäftigung erhalten. Fehlner und Rützel sehen es kritisch, dass Geflüchtete in Bayern trotz einer bereits begonnen oder unmittelbar bevorstehenden Ausbildung immer noch verstärkt mit einer Abschiebung rechnen müssen. Das widerspreche dem Grundsatz der 3+2 Regelung.

Um Langzeitarbeitslose kümmert sich das Jobcenter ebenfalls intensiv, da es über das Bundesarbeitsministerium den Zuschlag für das neue Programm des Europäischen Sozialfonds (ESF) bekommen hat, mit dessen Hilfe den Betrieben und Einrichtungen, die Langzeitarbeitslose einstellen, anfangs bis 75 Prozent der Lohnkosten erstattet werden. Beim Projekt „Soziale Teilhabe“ sind derzeit 49 von 60 Plätzen belegt, wobei es zunehmend schwieriger sei, diese Stellen auch zu besetzen, so Knaus.

Die beiden SPD-Politiker sprachen abschließend das Problem der Jugendarbeitslosigkeit an. Man fordere hier einen zügigen Ausbau sogenannter Jugendberufs-agenturen. "Das klare Ziel muss sein: kein Jugendlicher darf verloren gehen. Es sollten Strukturen geschaffen werden, in denen alle zur Verfügung stehenden Unterstützungs- und Beratungsangebote gebündelt sind“, so MdB Bernd Rützel. Jeder junge Mensch, der nicht auf Anhieb einen passenden Ausbildungsplatz findet, sollte bis zum Abschluss einer voll qualifizierten Berufsausbildung begleitet werden. „Ein solches Angebot mit einer aktiven, jugendunterstützenden Sozialarbeit ist für das Jobcenter Aschaffenburg-Land auf dem Weg“, signalisierte Geschäftsführer Erwin Heck.

Fehlner und Rützel nutzen die Gelegenheit am Ende des Gesprächs, das wichtige und wertvolle Engagement des Jobcenters und die hervorragende Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervorzuheben. Für diese sicherlich nicht immer einfache Aufgabe sei viel Empathie und Menschenkenntnis notwendig.

Teilen