Falsche Signale aus München für die Bildung in Unterfranken

30. Januar 2014

SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildungsfragen kritisiert Lehrerstellen-Abbau

Mit Unverständnis reagiert der Bezirksverband der Arbeitsgemeinschaft der SPD für Bildungsfragen (AfB) auf die Ankündigung, im kommenden Schuljahr in Bayern über 800 Lehrerstellen zu streichen. "Für die Bildungslandschaft in Unterfranken sind das die falschen Signale aus München!“, kritisiert die Bezirksvorsitzende und ehemalige Landtagsabgeordnete aus Aschaffenburg, Karin Pranghofer. „Wir brauchen mehr, nicht weniger Lehrer an allen Schulen in Unterfranken. Viele Schulen in Unterfranken bräuchten zusätzliches Personal für die Umsetzung der Inklusion, für den Ganztagsschulbetrieb und die individuelle Förderung der Kinder – gerade im Grund- und Mittelschulbereich!“

Die SPD-Arbeitsgemeinschaft sieht in der Ankündigung aus der Staatsregierung, bis zu 830 Stellen im nächsten Schuljahr zu streichen, ein Indiz für die neuen Machtverhältnisse im Landtag. „Mit der alleinigen Mehrheit schert sich die Landesregierung nicht mehr um die hehren Ziele, die sie noch vor der Wahl ausgerufen hatte“, findet auch Kathi Petersen, Landtagsabgeordnete aus Schweinfurt und Nachfolgerin für Pranghofer im Bildungsausschuss. „Um Kinder mit Behinderungen in den Schulalltag eingliedern zu können, wie es die Inklusion und unser Verständnis von Bildungsgerechtigkeit erwartet, brauchen wir deutlich mehr Lehrer, nicht weniger!“, ergänzt Bernd Moser (Kitzingen), stellvertretender Bezirksvorsitzender der AfB und Inklusionsexperte der unterfränkischen SPD. Auch der Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (BLLV) kommt zu der Erkenntnis, dass die Zahl der Lehrerstellen für die bevorstehenden Aufgaben um etwa 20% erhöht werden müsste.

Rein rechnerisch entfallen auf Unterfranken von den angekündigten Stellenstreichungen rund 80 Lehrer und Lehrerinnen – vorwiegend im Grund- und Mittelschulbereich. Dabei klagten schon zum Beginn des letzten Schuljahres zahllose Rektorinnen und Rektoren, dass ein geregelter Unterricht mit den zugeteilten Lehrerstunden kaum zu organisieren sei. „Auch weiterhin bleibt in vielen Schulen die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler auf der Strecke, wenn für kreative Arbeitsgruppen wie Theater, Chor oder Informatik aufgrund der Stellenstreichungen kein Personal mehr zur Verfügung steht“, mutmaßt Matthias Kihn, selbst Lehrer an einer Münchner Mittelschule und bis 2013 stellvertretender Bezirksvorsitzender der AfB in Unterfranken. Für kleine Mittelschulstandorte, wie sie in Unterfranken in den ländlichen Gebieten zuhauf existieren, befürchtet die AfB Schwierigkeiten zum Schuljahresbeginn im September. „Viele Verbundkoordinatoren – die Mittelschulleiter, die für die Verteilung der Lehrerstellen innerhalb der Schulverbünde verantwortlich sind – müssen dann wohl entweder für die Schließung kleiner Schulen votieren oder die kleinen Standorte auf Kosten der großen Schulen bevorzugen“, glaubt Peter Vormwald, Beisitzer im AfB-Bezirksvorstand aus Lohr/M.

Und auch für die Junglehrer ist die Ankündigung aus München ein Schlag ins Gesicht. Schon heute finden zahlreiche gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer in Bayern keine Stelle. „In Bayern sind die Berufsaussichten mit einem Lehramtsstudium inzwischen zum Wagnis geworden“, klagt MdL Kathi Petersen. „In vielen Fällen bietet der Freistaat gut ausgebildeten Lehrern oft keine Stellen, sondern schickt sie in die Arbeitslosigkeit. Und auch die Lehrerinnen und Lehrer, die auf eine Rückversetzung nach Unterfranken hoffen, werden wohl noch lange warten müssen, wenn die Staatsregierung die aufgrund der sinkenden Schülerzahlen frei werdenden Lehrerstellen kurzfristig einspart und nicht in die bessere, wohnortnahe Personalausstattung der Schulen investiert.“ Petersen kündigte an, im Landtag und im Bildungsausschuss für eine personelle Stärkung der Schulen zu kämpfen.

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